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Österreich ist bekannt für seine atemberaubenden Alpenlandschaften, majestätischen Schlösser und die kulturelle Vielfalt seiner Städte. Doch abseits der bekannten Touristenpfade verbergen sich zahlreiche Schätze, die selbst vielen Einheimischen unbekannt sind. In diesem Artikel stellen wir Ihnen einige dieser versteckten Juwelen vor, die einen Besuch wert sind und Ihnen ein authentisches Erlebnis abseits der Menschenmassen bieten.
Während Millionen von Touristen jedes Jahr Orte wie Wien, Salzburg und Hallstatt besuchen, gibt es zahlreiche reizvolle Dörfer, Naturlandschaften und kulturelle Attraktionen, die im Schatten ihrer berühmteren Geschwister stehen. Diese versteckten Schätze bieten jedoch oft ein authentischeres Erlebnis der österreichischen Kultur und Lebensweise und ermöglichen es Besuchern, fernab der ausgetretenen Pfade zu entdecken, was dieses Land so besonders macht.
Malerische verborgene Dörfer
Österreich ist reich an kleinen, malerischen Dörfern, die abseits der Touristenrouten liegen und ihren ursprünglichen Charme bewahrt haben. Hier sind einige dieser versteckten Perlen:
Dürnstein, Wachau
Dürnstein ist ein malerisches Städtchen in der Wachau, das für seine blaue Kirchturmspitze und die Ruinen der Burg Dürnstein, in der Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde, bekannt ist. Obwohl es nicht völlig unbekannt ist, wird es von vielen Touristen, die durch die Wachau reisen, übersehen. Ein Spaziergang durch die engen Gassen, ein Besuch der lokalen Weingüter und ein Aufstieg zur Burgruine mit atemberaubendem Blick über die Donau lohnen sich definitiv.
Großes Walsertal, Vorarlberg
Das Große Walsertal ist ein UNESCO-Biosphärenpark in Vorarlberg und besteht aus sechs kleinen Gemeinden mit insgesamt nur etwa 3.400 Einwohnern. Die Region besticht durch ihre unberührte Natur, traditionelle Holzarchitektur und nachhaltige Lebensweise. Wanderer finden hier ein gut ausgebautes Wegenetz, das durch malerische Almwiesen, dichte Wälder und zu beeindruckenden Aussichtspunkten führt. Die lokale Küche mit Käsespezialitäten aus eigener Herstellung ist ein weiteres Highlight.
Weißensee, Kärnten
Der Weißensee ist der höchstgelegene Badesee der Alpen und zeichnet sich durch sein kristallklares Wasser aus. Die Region um den See ist weitgehend unberührt, da große Hotelkomplexe und intensive Landwirtschaft fehlen. Stattdessen finden Besucher familiengeführte Unterkünfte, traditionelle Almwirtschaft und eine beeindruckende Naturlandschaft. Im Winter verwandelt sich der zugefrorene See in Europas größte präparierte Eisfläche und zieht Eisläufer aus aller Welt an.
Unentdeckte Naturschätze
Österreich ist gesegnet mit einer vielfältigen Naturlandschaft, die weit über die bekannten Alpenregionen hinausgeht. Hier sind einige verborgene Naturschätze, die es zu entdecken gilt:
Grüner See, Steiermark
Der Grüne See bei Tragöß ist ein faszinierendes Naturphänomen. Im Winter ist er ein kleiner, unscheinbarer Teich. Doch wenn im Frühjahr der Schnee auf den umliegenden Bergen schmilzt, füllt sich das Becken mit kristallklarem Schmelzwasser und verwandelt sich in einen smaragdgrünen See von bis zu 12 Metern Tiefe. Das Besondere: Wanderwege, Bänke und sogar Brücken werden überflutet und schaffen eine surreale Unterwasserlandschaft. Obwohl das Tauchen inzwischen verboten ist, ist der See mit seiner intensiven Farbe und der umliegenden Bergkulisse ein lohnendes Ausflugsziel.
Lünersee, Vorarlberg
Der Lünersee im Rätikon-Gebirge liegt auf 1.970 Metern Höhe und ist von beeindruckenden Felswänden umgeben. Obwohl es sich um einen Stausee handelt, erscheint er mit seinem türkisblauen Wasser wie ein natürlicher Bergsee. Eine Wanderung um den See (etwa 6 km) bietet spektakuläre Ausblicke und ist auch für Familien mit Kindern gut machbar. Der See ist mit einer Seilbahn von Brand aus erreichbar, was ihn zu einem zugänglichen, aber dennoch relativ unentdeckten Naturjuwel macht.
Ötschergräben, Niederösterreich
Die Ötschergräben, oft als "Grand Canyon Österreichs" bezeichnet, sind eine beeindruckende Schluchtenlandschaft im Naturpark Ötscher-Tormäuer. Smaragdgrünes Wasser hat hier über Jahrtausende tiefe Schluchten in den Kalkstein geschnitten und eine dramatische Landschaft mit Wasserfällen, Strudeltöpfen und steilen Felswänden geschaffen. Der Wanderweg durch die Schlucht ist gut ausgebaut, aber dennoch ein Abenteuer, bei dem mehrere Brücken überquert werden müssen. Die beste Zeit für einen Besuch ist von Mai bis Oktober.
Historische Orte abseits der Touristenpfade
Während Schloss Schönbrunn und die Hofburg jährlich Millionen von Besuchern anziehen, gibt es in Österreich zahlreiche historische Stätten, die deutlich weniger bekannt, aber nicht weniger interessant sind:
Stift Heiligenkreuz, Niederösterreich
Stift Heiligenkreuz im Wienerwald ist das älteste durchgehend bewohnte Zisterzienserkloster der Welt. Gegründet im Jahr 1133, beherbergt es heute noch etwa 100 Mönche, die nach den Regeln des heiligen Benedikt leben. Das Kloster besticht durch seine beeindruckende romanisch-gotische Architektur, insbesondere den Kreuzgang mit seinem Brunnenhaus. Besonders bemerkenswert ist auch die Tradition des gregorianischen Chorals, die hier täglich gelebt wird. Die Mönche haben mit ihren Gesängen sogar eine CD aufgenommen, die internationale Bekanntheit erlangte.
Carnuntum, Niederösterreich
Carnuntum war einst eine bedeutende römische Stadt an der Donau und ist heute eines der größten archäologischen Parks in Mitteleuropa. Besonders beeindruckend sind die rekonstruierten römischen Häuser, die mit antiker Technik originalgetreu wiederaufgebaut wurden und einen authentischen Einblick in das Leben zur Römerzeit bieten. Mit funktionierenden Fußbodenheizungen, antiken Wandmalereien und vollständig eingerichteten Räumen fühlt man sich tatsächlich ins alte Rom zurückversetzt. Reenactments und spezielle Veranstaltungen machen die Geschichte zusätzlich lebendig.
Burg Hochosterwitz, Kärnten
Burg Hochosterwitz erhebt sich auf einem 175 Meter hohen Dolomitfelsen und gehört zu den beeindruckendsten Befestigungsanlagen Europas. Der Weg zur Burg führt durch 14 Tore, die jeweils mit eigenen Verteidigungsanlagen ausgestattet sind. Die Burg ist seit über 400 Jahren im Besitz der Familie Khevenhüller und beherbergt heute ein Museum mit einer beeindruckenden Sammlung von Rüstungen, Waffen und anderen historischen Artefakten. Der Ausblick von der Burg über die Kärntner Landschaft ist atemberaubend.
Kulinarische Geheimtipps
Die österreichische Küche ist weit mehr als Wiener Schnitzel und Sachertorte. Hier sind einige kulinarische Geheimtipps abseits der bekannten Touristenlokale:
Uhudler-Wein, Südburgenland
Der Uhudler ist ein besonderer Wein, der ausschließlich im Südburgenland angebaut wird. Er wird aus direkttragenden amerikanischen Rebsorten hergestellt und zeichnet sich durch seinen intensiven Erdbeer- und Waldbeeren-Geschmack aus. Lange Zeit war der Anbau verboten, was dem Wein den Spitznamen "Outlaw unter den Weinen" einbrachte. Heute erlebt der Uhudler eine Renaissance und kann in kleinen Buschenschänken (lokalen Weinstuben) im Südburgenland verkostet werden. Die Region selbst ist ein verstecktes Juwel mit sanften Hügeln, Weingärten und einer entspannten Atmosphäre.
Brettljause in der Südsteiermark
Die Südsteiermark wird oft als die "Toskana Österreichs" bezeichnet und ist bekannt für ihre sanften Hügel, exzellenten Weine und kulinarischen Genüsse. Eine typische "Brettljause" (Jause = Zwischenmahlzeit) in einem der zahlreichen Buschenschänke ist ein unvergessliches Erlebnis. Auf einem Holzbrett werden hausgemachte Spezialitäten wie Speck, Käse, Aufstriche, eingelegtes Gemüse und frisches Bauernbrot serviert. Dazu genießt man einen Wein aus der Region, wie den charakteristischen Sauvignon Blanc oder Welschriesling.
Mostviertler Birnenmost, Niederösterreich
Das Mostviertel in Niederösterreich ist bekannt für seinen Birnenmost, ein leicht alkoholisches Getränk, das durch die Vergärung von Birnensaft hergestellt wird. Die Region zwischen den Flüssen Donau, Enns und Ybbs beheimatet unzählige Birnbäume, darunter viele alte Sorten, die speziell für die Mostproduktion angebaut werden. In traditionellen Mostheurigen kann man den Most verkosten und dazu deftige regionale Spezialitäten genießen. Die Moststraße, eine touristische Route durch die Region, verbindet zahlreiche Produzenten und bietet gleichzeitig eine malerische Landschaft mit Birnbaumwiesen und sanften Hügeln.
Ungewöhnliche Museen
Neben den bekannten Kunstmuseen gibt es in Österreich eine Reihe ungewöhnlicher und faszinierender Museen, die einen Besuch wert sind:
Kriminalmuseum, Wien
In einem ehemaligen Gefängnis im Bezirk Leopoldstadt befindet sich das Wiener Kriminalmuseum, das die dunkle Seite der Stadtgeschichte beleuchtet. Die Ausstellung zeigt berühmte Kriminalfälle aus dem Wien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, darunter auch einige der berüchtigtsten Serienmörder der Stadt. Besonders interessant ist die Darstellung der Entwicklung kriminalistischer Methoden, von der frühen Gerichtsmedizin bis zu modernen forensischen Techniken. Das Museum mag nicht für jeden geeignet sein, bietet aber einen faszinierenden Einblick in einen weniger bekannten Aspekt der Wiener Geschichte.
Skilifte-Museum, Schladming
In Schladming, einer bekannten Skiregion in der Steiermark, befindet sich das weltweit einzige Skilifte-Museum. Es dokumentiert die Entwicklung der Aufstiegshilfen im Skisport von den einfachen Schleppliften der 1930er Jahre bis zu den modernen Hochgeschwindigkeitsgondeln. Die Sammlung umfasst originale Liftteile, historische Fotografien und Dokumente sowie interaktive Ausstellungselemente. Für Skigeschichte-Interessierte ist dieses ungewöhnliche Museum ein absolutes Muss.
Nonseum, Niederösterreich
Das "Nonseum" in Herrnbaumgarten im Weinviertel ist ein Museum der besonderen Art – es widmet sich "unnützen Erfindungen" und absurden Objekten. Der Name ist ein Wortspiel aus "Nonsens" und "Museum". Zu den Exponaten gehören ein Strohhalm mit Knick gegen das Anstoßen, ein Regenschirm mit eingebautem Vogelkäfig und ein Schnurtelefon mit Anrufbeantworter. Das Museum ist das Ergebnis des lokalen "Vereins zur Verwertung von Gedankenüberschüssen", der seit Jahrzehnten kreative und humorvolle Projekte umsetzt. Ein Besuch garantiert herzhafte Lacher und einen Blick auf eine andere Art österreichischen Erfindungsreichtums.
Tipps für die Reiseplanung zu versteckten Schätzen
Wenn Sie die versteckten Schätze Österreichs erkunden möchten, hier einige praktische Tipps für Ihre Reiseplanung:
- Reisezeit: Die Nebensaison (April-Juni und September-Oktober) bietet oft das beste Erlebnis. Das Wetter ist meist angenehm, und es sind deutlich weniger Touristen unterwegs.
- Fortbewegung: Österreich verfügt über ein hervorragendes öffentliches Verkehrssystem, aber für abgelegene Orte ist ein Mietwagen oft die bessere Wahl. Viele versteckte Schätze sind auch mit dem Fahrrad gut zu erreichen.
- Unterkunft: Suchen Sie nach authentischen Unterkünften wie Bauernhöfen, kleinen Pensionen oder Privatunterkünften, die oft ein persönlicheres Erlebnis bieten als große Hotelketten.
- Lokale Informationen: Besuchen Sie lokale Tourismusbüros und sprechen Sie mit Einheimischen. Sie können wertvolle Tipps zu versteckten Orten geben, die in keinem Reiseführer stehen.
- Veranstaltungen: Informieren Sie sich über lokale Feste und Veranstaltungen. Diese bieten oft einen authentischen Einblick in lokale Traditionen und Kultur.
- Sprache: Obwohl in touristischen Gebieten Englisch gesprochen wird, kann ein wenig Deutsch in abgelegeneren Regionen sehr hilfreich sein.
- Respekt für die Natur: Viele der versteckten Naturschätze sind geschützt. Respektieren Sie lokale Regeln, bleiben Sie auf markierten Wegen und hinterlassen Sie keinen Müll.
Die Entdeckung der verborgenen Schätze Österreichs erfordert vielleicht etwas mehr Planung und Abenteuerlust, wird aber mit authentischen Erlebnissen und unvergesslichen Eindrücken belohnt, die die Mehrheit der Touristen niemals erlebt.